DDIM-Geschäftsstellenleiter zur Coronakrise
Michael Stechert ist Geschäftsstellenleiter des DDIM (Dachgesellschaft Deutsches Interim Management) und somit ein besonders gefragter Ansprechpartner für Interim Manager in Zeiten der Coronakrise. Im Interview mit division one erklärt Stechert die aktuellen Herausforderungen am Interim Markt, welcher Funktion der Branchenverband nachkommt und welche Chancen in der Krise liegen.
Was sind die Auswirkungen der Coronakrise auf das Interim Management?
Ausgehend von den Stimmen innerhalb unserer Mitgliedschaft zeichnen sich aktuell zwei gegensätzliche Szenarien ab: auf der einen Seite ist von einem stark wachsenden Markt, aufgrund der steigenden Nachfrage an temporären Krisenmanagern, die Rede – sowohl im Finance- als auch im Restrukturierungs- und Kommunikationsbereich. Andere Interim Manager berichten hingegen von einem rapiden Einbruch der Auftragslage und befürchten keine Projekte mehr zu bekommen. Glücklicherweise gibt es immer mehr Feedbacks von Managern, die ihre Projektarbeit vom Homeoffice aus aufrechterhalten können und somit weiterhin im Einsatz bleiben.
Wie geht der DDIM mit der aktuellen Situation um?
Für uns steht momentan ganz klar im Fokus unseren Mitgliedern beratend zur Seite zu stehen und mit allen wichtigen Informationen zu versorgen. Intention dieses Vorgehens ist, die hereinbrechende Informationsflut zur Krisensituation, durch gezielte Selektion seriöser sowie relevanter Berichterstattung, einzudämmen und verarbeitungsgerecht an unsere Mitglieder weiterzuleiten. Das verschafft insbesondere den Managern im Projekt eine wertvolle Zeitersparnis, daher geben wir unser Bestes diese Serviceleistung aufrecht zu erhalten.
In welcher Rolle sehen Sie sich als Verband bzw. Geschäftsstellenleiter?
Ich versuche mich aus den politischen Themen herauszuhalten und sehe uns in einer beratenden Funktion und zwar ausschließlich in Punkto wirtschaftliche Bedeutung der Coronakrise. Das heißt, wir als Branchenverband werden keinerlei Informationen zu Ausgangssperren oder zu sozialem Verhalten an unsere Mitglieder weitergeben. Wir möchten durch seriöse Recherche aufklären und nicht spekulativ die Gemüter verunsichern.
Mit welchen Fragen sehen sich Interim Manager vorrangig konfrontiert?
Einer der häufigsten Anliegen beinhaltet aktuell die finanzielle Absicherung – dabei geht es weniger um die Manager selbst, als vielmehr darum, wie sie ihre auftraggebenden Unternehmen bei länger anhaltender Krisensituation liquide halten können. Relevant ist dann, wann und von welcher Stelle Fördermittel beantragt werden können. Nichtsdestotrotz beschäftigen sich unsere Manager auch mit der Aufrechterhaltung ihrer Selbstständigkeit. Das Aussetzen von Steuervorauszahlungen und der erleichterte Zugang zu Krediten werden wohlwollend wahrgenommen, auch wenn viele daraus noch keinen Nutzen ziehen möchten.
Wie können sich die Manager bei solchen Fragen verhalten – was ist der nächste Schritt?
Jeder muss sich individuell als Einzelfall betrachten und sich ehrlich fragen, ob angebotene Hilfeleistungen tatsächlich von Nöten sind. Sich solidarisch zu zeigen, ist auch hier ein ganz essenzieller Punkt – Fördermittel sind begrenzt und erfordern daher einen verantwortungsvollen Umgang.
Sehen Sie derzeit Chancen am oder für den Interim Markt?
Meine persönliche Einschätzung ist: der Markt kann von der aktuellen Krise nachhaltig profitieren. Vielerorts wird Interim Management immer noch als Symptomatik eines schwächelnden Unternehmens gedeutet. Die Chance liegt jedoch im Gegenteil: Manager auf Zeit können einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen, aufgrund ihrer umsetzungsstarken sowie zielorientierten Vorgehensweise. Man muss nicht immer ein hausgemachtes Problem haben, um auf Interim Manager zurückgreifen zu müssen. Eine Bewusstseinsänderung dahingehend würde hier zu einer klassischen Win-Win-Situation für Manager und Unternehmen führen.
Haben Sie abschließend Tipps speziell für DDIM-Mitglieder?
Ganz klar: den Austausch untereinander wahren, zum Beispiel über unsere geschlossene Xing-Gruppe. Gerade jetzt ist es wichtig, sich solidarisch zu zeigen und auch Rückschläge, Probleme oder Fehler aktiv mit dem Netzwerk zu teilen. Das ist wirkungsvolle Hilfe. Wenn Fragen aufkommen, sind wir als Branchenverband immer für unsere Mitglieder da. Unsere enge Zusammenarbeit mit anderen Wirtschaftsverbänden ermöglicht es, auch kurzfristig mit Lösungsvorschlägen auf unsere Mitglieder einzugehen. Darüber hinaus empfehle ich jedem Manager die Mitgliedschaft vollumfänglich zu nutzen und zu leben. Je größer und stärker die Gemeinschaft, desto mehr Mitspracherecht haben wir in der Politik.