Krisenhilfsmittel für Interim Manager
Dr. Stefan Krüger ist Rechtsanwalt bei der Mütze Korsch Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. Im Gespräch mit division one liefert Krüger wertvolle Tipps, wie sich Interim Manager in der jetzigen Situation verhalten können, wer die richtigen Ansprechpartner sind und welche Fördermittel für die Sicherung von Liquidität sowie Finanzen zur Verfügung stehen.
Mit welchen Herausforderungen sehen sich Interim Manager als Selbstständige konfrontiert?
Die Herausforderung ist zweigeteilt: Die aktuelle Situation erschwert vielen Interim Managern den Zugang zu neuen Mandaten. Diejenigen, die bereits im Projekt sind, müssen die Auswirkungen der Coronakrise bewältigen. Zudem bleibt ungewiss, inwieweit Mandate kurz- und mittelfristig erhalten bleiben. Auch hier zeichnet sich ein gegensätzliches Bild ab: Während krisenerprobte Manager gerade Sonderkonjunktur haben, verlieren andere ihr Projekt. Dort kommen dann gegebenenfalls die neuen Regelungen für Soloselbstständige zum Tragen, die aktuell von Bund und Ländern verabschiedet werden.
Wie finden sich Interim Manager im aktuellen Informationsdschungel zurecht?
Ein adäquater Ansprechpartner ist mit Sicherheit der DDIM, der als Branchenverband relevante Informationen kanalisiert. Wir als Partner arbeiten eng mit dem Dachverband zusammen, um den aktuellen Flickenteppich nicht noch größer werden zu lassen.
Wo sehen Sie aktuell Chancen und Risiken für Interim Manager?
Wenn einem Manager während eines Mandats gekündigt wird, muss er die Vertragsbeendigung zunächst auf Rechtmäßigkeit prüfen. Weiter ist zu entscheiden, ob der Selbstständige das ihm vertraglich zustehende Geld in Anspruch nimmt oder dies vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt einfordert. Interim Manager, die aktuell in keinem Projekt sind, kommen entweder vorübergehend mit ihren Rücklagen zurecht oder müssen Hilfsprogramme in Anspruch nehmen, um ihre Liquidität und Finanzen zu sichern.
Welche Fördertöpfe stehen Interim Managern konkret zur Verfügung?
Fördermittel werden auf unterschiedlichen Ebenen auf den Weg gebracht. Es gibt ein Milliardenschutzschild für Deutschland, das drei Programme umfasst: Das KFW-Unternehmerkredit-Programm und das KFW-Kredit für Wachstum-Programm für Unternehmen, die länger als fünf Jahre am Markt sind. Für jüngere Unternehmen gibt es die Regelungen zum ERP-Gründerkredit. Das Problem: Alles, was über die KFW läuft setzt eine Fronting Bank voraus. Um die Regularien zu erfüllen, wird wertvolle Zeit verstreichen, ebenso bei Europäischen Programmen. Daher brauchen wir dringend Hilfsmaßnahmen, die auch kurzfristig Liquidität sicherstellen können. Interim Manager sollten sich mit ihrem Bankberater in Verbindung setzen und prüfen, welche Optionen in Frage kommen.
Gibt es Maßnahmen, die Manager auf Zeit präventiv ergreifen können?
Sprechenden Menschen kann häufig geholfen werden. Das heißt, faire Absprachen mit dem Kunden treffen, die für beide Seiten sinnvoll sind. In der jetzigen Situation auf Vorkasse umzustellen, wird bei vielen Unternehmen nicht auf Wohlwollen stoßen. Hilfreich könnte sein, die Abrechnungsabschnitte möglichst kurz zu halten und sein Gehalt fristgerecht einzufordern.
Gibt es Chancen auf Steuersenkungen oder einer Verzögerung von Umsatzsteuervorauszahlungen?
Zum Thema Steuern hat das Bundesministerium für Finanzen einen Erlass mit drei Maßnahmen herausgegeben. Erstens: Die Förderung der Stundung von Steuerschulden, die unseres Erachtens auch die Umsatz- und sogar die Lohnsteuer umfasst. Dort gibt es gewisse Privilegierungen, zum Beispiel müssen die Schäden nicht mehr wertmäßig einzeln nachgewiesen werden und es sind keine allzu strengen Anforderungen zu stellen. Als zusätzliches, großes Asset wird auf die Erhebung von Stundungszinsen in der Regel verzichtet werden. Zweitens: Es gibt einen Verzicht auf Vollstreckungsmaßnahmen und Versäumniszuschläge für die unmittelbar von Corona betroffenen Unternehmen. Drittens: Die Erleichterung der Vorauszahlungen für Steuerpflichtige. Diese gibt es zwar jetzt schon, sie soll aber nochmals verstärkt angewendet werden.
Welche Sozialleistungen vom Arbeitsamt können Interim Manager in Anspruch nehmen?
Dort gibt es die beiden klassischen Ansprüche aus Arbeitslosengeld I sowie Arbeitslosengeld II. Arbeitslosengeld I gibt es für Interim Manager grundsätzlich nicht, mit Ausnahme insbesondere derer, die freiwillig in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben. Arbeitslosengeld II steht jedem zu. Interim Manager können dies zwischen den Projekten in Anspruch nehmen, dafür stellt unser Sozialstaat solche Leistungen bereit, die man dann auch nutzen darf.
Gibt es jetzt konkrete Kriterien beim Vertragsschluss zu beachten, um mögliche Ansprüche geltend machen zu können?
Meine Handlungsempfehlung: Auf Vorschüsse und kurze Abrechnungsvolumina, wöchentlich oder im Zweiwochentakt, achten. Ansonsten: Nachhalten, dass das Geld kommt. Vernünftige Verträge verwenden und prüfen, ob die Vereinbarungen zur Vertragsbeendigung rechtens sind. Auch hier bietet der DDIM Musterverträge, die in unserer Zusammenarbeit entstanden sind.
Welche Anlaufstellen gibt es, die Interim Manager bei Rechtsfragen zur Seite stehen?
Wir veröffentlichen regelmäßig relevante Informationen auf unserer Website, ebenso wie der DDIM. Beachtet werden sollte eine gut recherchierte Berichterstattung aus verlässlichen Quellen, um Fehlinformationen zu vermeiden. Sozialleistungen regelt die Agentur für Arbeit, zudem können sich Selbstständige an ihren Sachbearbeiter beim Finanzamt wenden.
Was können wir als Provider Interim Managern mit auf den Weg geben?
Aufgrund Ihrer vertraglichen Zusammenarbeit mit dem Kunden nehmen Sie dem Interim Manager bereits viele Gespräche und Verhandlungen ab, was eine große Entlastung für den Selbstständigen bedeutet. Somit zeigt sich der Mehrwert eines Providers insbesondere in solchen Zeiten im Service und auch in der Risikoübernahme.
Ihre drei wertvollsten Tipps in der aktuellen Krisensituation an Manager auf Zeit?
Im Mandat: Themen mit dem Kunden gemeinsam lösen. Ansonsten neue Projekte akquirieren und sich auf die Zeit nach Corona vorbereiten. Dort werden viele Aufbauarbeiten und massive Veränderungen anstehen, die sich aus der jetzigen Krise ergeben. Den Fokus auf Chancen richten und Lösungen aktiv gestalten. Es kann schon bald einen erhöhten Bedarf an Managern auf Zeit geben. Aber am Allerwichtigsten: Gesund bleiben!